Mitteilung der Ausschussvorsitzenden Stephanie Bethmann in der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Partnerschaft
„Guten Abend liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Stadtverwaltung, liebe Frau Bürgermeisterin, heute ist mein erster Ausschuss Kultur und Partnerschaft als Ausschussvorsitzende und ich denke, da wir uns alle noch nicht unbedingt so gut kennen, sollte ich ein paar Worte zu mir und meiner Vision und Zielen als Ausschussvorsitzende sagen.
Ich arbeite nicht in der Kulturbranche, ich habe große Teile meines Lebens, trotz meiner Freude an Kultur, auch kaum Kulturveranstaltungen besucht. Das hat einen Grund:
Meine Familie war arm. Das was man heute sehr modern als „working poor“ benennt. Meine Mutter hat unsere Familie mit Ihrer Arbeit im Einzelhandel durchgebracht. Dabei war sie häufig von morgens 7 bis abends 7 aus dem Haus. Wir waren daher nicht nur arm an Geld, sondern auch häufig arm an Möglichkeiten, arm an Zeit.
Ein Instrument zu lernen, unmöglich! Wer hätte mich zur Musikschule bringen können? Regelmäßige Besuche im Theater oder in Konzerten fielen aus. Zu teuer. Miete und Winterkleidung waren notwendiger! Bildungsreisen? Erasmus? Keine Option. Wir waren im Westerwald zur Apfelernte. Aber meine Mutter legte immer Wert auf Bildung und auch immer Wert auf einen breiten Horizont!
Warum erzähle ich das? Weil es Ihnen meine Vision verdeutlicht.
Die Stadtbücherei war mein Tor zur Welt! Hier konnte ich alles lesen und entdecken, was mir sonst verborgen geblieben wäre. Bücher zu Sachthemen, Bildbände, aber auch der Raum für innere Einkehr und Neugier. Die öffentlichen Bibliotheken bieten all dies für Kinder jeglichen Geldbeutels.
AGs in der Schule. Dinge ausprobieren, Schultheater, gemeinsame Besuche in Museen, ja überhaupt der kostenlose Museumstag in Köln. Das war meine Möglichkeit Kultur zu erleben.
Ich strebe als Ausschussvorsitzende daher eine breite Sicht auf Kultur und deren Zugänglichkeit an. Kultur muss inklusiv sein. Für Menschen mit Behinderung, aber auch für Menschen mit sozioökonomischen Einschränkungen. Durch unsere ehrenamtlichen Kulturvereine haben wir beste Voraussetzungen. Aber auch die Stadt und uns Ausschussmitglieder sehe ich in der Pflicht, diese Möglichkeiten zu erweitern.
Dafür möchte ich als Ausschussvorsitzende stehen. Dafür sollten wir stehen.
Und in Zeiten wie diesen, in denen internationales Verständnis und Austausch umso wichtiger sind, möchte ich das Ausland hierhin bekommen. Durch Partnerschaftsvereine, die lebendig sind, die Verständigung pflegen und jedem den Blick in einen breiten Horizont ermöglichen.“
Erftstadt, 19.05.2022
Stephanie Bethmann
Ausschussvorsitzende Kultur und Partnerschaft, B90/Die Grünen