Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht – Seit Jahren wächst in Deutschland die Menge des Verpackungsmülls, 18,9 Millionen Tonnen Müll, oder auch im Schnitt 227,5 Kilo pro Kopf erzeugte jede Bundesbürger*in 2018, Tendenz steigend. Aktuell sorgt außerdem die Corona-Krise für mehr Müll. Durch notwendige Hygieneartikel, aber auch durch einen allgemein stärkeren Verbrauch von Einwegartikeln und Convenience-Produkten. Auch dieses Jahr wird die Müllmenge also weiter in die Höhe gehen.
Wir Grüne engagieren uns schon lange und auf allen Ebenen für ein Ende der Wegwerfkultur. „Recht auf Reparatur“, Mehrweg- und Pfandsysteme und ein Verbot von Einwegplastik sind bekannte überregionale Initiativen. Aber auch als Grüne Erftstadt haben wir mit unserem Antrag zur „Zero-Waste Strategie“ (38/2020) Anregungen zu einer Reduktion von Verpackungsmüll gegeben. Wie drängend dies ist, sehen wir fast täglich, wenn engagierte Bürger*innen von Cleanup-Erftstadt wieder die Bilder des gesammelten Mülls zeigen.
Wir wünschen uns von der Stadt Erftstadt eine starke Initiative zur Müllreduktion in der Verwaltung und in den Eigenbetrieben. Außerdem eine Informationskampagne und gezielte Ansprache zu den Möglichkeiten der Müllreduktion und Nutzung von Mehrwegsystemen im Privathaushalt und im Gewerbe (z.B. Recup/ReBowle).
Wann immer möglich sollte Müllvermeidung das oberste Ziel sein. Dies spart wertvolle Ressourcen und Energie. Die weltweite Produktion von Verpackungskunststoff emittiert 52,5 Gigatonnen Kohlendioxid, das sind 15% der Menge, die wir zur Begrenzung der Klimakrise einsparen müssen.
Dies alles sind wichtige Gründe das Thema Müllvermeidung im Sinne unseres Planeten und folgender Generationen ernst zu nehmen.
Entsteht trotz allem Müll, sollte dieser möglichst vollständig recycelt werden. Derzeit liegt die Recyclingquote deutschlandweit bei ca. 16%. Auch hier kann die Stadt Unterstützung leisten, indem die Bürger*innen informiert werden wie Müll richtig getrennt werden kann und woran man schlecht recyclebare Verpackungen erkennt und vermeidet.
Trotz aller kommunaler Anstrengungen wird es bedauerlicherweise kurz- und mittelfristig weiter ein Müllaufkommen geben. Das Verwertungszentrum von Remondis führt dafür das notwendige Recycling nicht nur für Erftstadt, sondern auch für die anliegenden Ballungsgebiete durch. Die Erweiterung der Remondis Anlage mag sachgerecht und notwendig sein. Ihre Ausführung ist es nicht.
Am 29.10. hat Remondis im Rahmen einer Bürgerbeteiligung ihren Erweiterungsplan vorgestellt. Dieser sieht vor, dass das Verwertungszentrum um 10ha in Richtung Ville ausgebaut wird. Dabei wird wertvolles Landschaftsschutzgebiet und teilweise sogar Naturschutzgebiet zerstört. Gesunde ausgewachsene Bäume, eine in Dürrejahren seltene Ressource, werden dafür gefällt. Die anliegende Flora und Fauna in Unruhe gebracht. Das Remondis Verwertungszentrum rückt dadurch näher an die Siedlungsgebiete Köttingen und Liblar heran. 25 Meter hohe Hallen, die von 3,5 Meter hohen Lärmschutzwänden nur notdürftig versteckt werden. Der Erholungsraum Ville, unsere Tür zur Natur, wird dadurch nachhaltig gefährdet. Eine zusätzliche Gefahrenquelle sind die immer wieder auftretenden, teils auch massiveren Brände im Bereich des bestehenden Verwertungszentrum (u.a. 2006, 2008, 2019, 2020), die schwerwiegende Auswirkungen auf die Wasser-, Luft- und Bodenqualität hatten. Nach dem von Remondis geplanten Ausbau rückt diese Brandgefahr immer näher an den Wald und an die Siedlungsgebiete heran. Dies kann nicht in unserem Interesse sein.
Aber die Art der Erweiterung ist nicht alternativlos. In nordöstlicher Richtung von Remondis liegt ein Gebiet, dass sich für die Erweiterung eignet, sich im Zugriff durch die Remondis befindet und industriell geprägt ist. Hier wäre der Ausbau auch möglich, aber Remondis lehnt dies ab. Ihre Begründung ist, dass dieses ehemalige Deponiegelände aufwendig gegründet werden müsste. Das mag gut sein, aber eine etwas teurere Bauvorbereitung darf aus unserer Sicht kein Grund dafür sein, teuer renaturierte Waldfläche zu zerstören.
Wir haben die Ville mit viel Aufwand und öffentlichem Geld zu dem Juwel gemacht, das es heute ist. Wir lehnen ab, dass ein Unternehmen aus innerbetrieblichen Spargründen öffentliches Erholungsgelände bebaut, obwohl ihm alternativ anderes Gelände zur Verfügung steht. Der Schutz der Umwelt ist von unfassbaren Wert, global in Zeiten des Klimawandels, aber auch ganz konkret und regional für die Bürger*innen von Köttingen, Liblar, aber auch ganz Erftstadt.
Die Grüne Fraktion hat daher schon im April einen Antrag gestellt, die Planung für die nordöstliche Erweiterung wiederaufzunehmen (https://gruene-erftstadt.de/nachrichten/nachricht/antrag-bzgl-erweiterung-verwertungszentrum-remondis/). Wir bekräftigen die Forderung in diesem Antrag. Wir bitten die Stadt diesen Antrag nochmal zu prüfen.
Wir bitten alle Bürger*innen von ihrem Beteiligungsrecht Gebrauch zu machen und unter
https://www.o-sp.de/ssl/beteiligung.php?pid=44424&tid=128055&STADT=erftstadt&fbclid=IwAR0WAMco67yeSY0O3KzqYNSog2MBJokgBBafoJQidhk_5J6ZOWQTLKt8zVE
bis zum 12.11. ihre Stellungnahme gegen den Ausbau in die Ville hinein darzustellen. Die Stimmen der Bürger und Bürgerinnen machen einen Unterschied. Sie müssen seitens der Stadt gehört werden.
Zusammen können wir die Erweiterung in die richtigen Bahnen lenken.
Es gibt eine Alternativgebiet nordöstlich der Ville für den Ausbau der Remondis Anlage (VZEK), durch dessen Nutzung der Schutz unserer Umwelt Vorrang hat. Dieses Gebiet sollte nicht nur, sondern muss genutzt werden.
Stephanie Bethmann & Bernd Fritz
Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen Erftstadt
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stephanie.bethmann@gruene-erftstadt.de
Angelika Dötig & Alexander Walek
Ortsverbandvorsitzende
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Quellen:
Änderung des Flächennutzungsplan: Gebiet in der Ville „Teilfläche 1“, industriell geprägtes Alternativgebiet „Teilfläche 2“
https://www.o-sp.de/download/erftstadt/267259
Müllaufkommen und Auswirkungen von Corona
https://taz.de/Abfall-in-Deutschland/!5720906/
Recyclingquote in Deutschland
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/umwelt/recyclingquote-von-plastikmuell-in-deutschland-nur-bei-16-prozent-13373011
Antrag der Grünen Erftstadt aus dem April 2020:
https://gruene-erftstadt.de/nachrichten/nachricht/antrag-bzgl-erweiterung-verwertungszentrum-remondis/
Link zum Online-Beteiligungsformular für Bürger*innen zum Ausbau der VZEK:
https://www.o-sp.de/ssl/beteiligung.php?pid=44424&tid=128055&STADT=erftstadt